Andrea Lehky: Er wollte doch nur die Welt sehen

Opa, was hast du im Krieg gemacht?

Auf diese Frage bekommen nur mehr wenige eine Antwort. Ihren Großvater konnte Andrea Lehky, langjährige Redakteurin der Wiener Tageszeitung „Die Presse“ und Autorin von „Er wollte doch nur die Welt sehen“, nicht mehr fragen. Selbst von ihrem Vater wusste sie nur, dass sein U-Boot 1941 versenkt, er aufgefischt und als Kriegsgefangener nach Kanada deportiert worden war. Etwas Besseres hätte ihm kaum passieren können, dachte sie lange. Immerhin überlebte er. Dennoch: Kanada hatte ihn veränderte. Was war dort passiert?

Ihren Kindern und Kindeskindern gab die Kriegsgeneration kaum Antworten. Sie schwieg, wollte nur vergessen. Viele nahmen ihre Geheimnisse, ihre Traumata und ihre Schuld mit ins Grab. Jahrzehnte nach dem Tod ihres Vaters ging Lehky seinen Spuren nach. Um herauszufinden: Der Feind waren nicht die Kanadier.

In ihrem Buch zeichnet sie seine Geschichte auf. Mehr noch regt sie zum Nachdenken an: Was wissen wir von „damals“? Welche Rucksäcke tragen wir mit uns herum? Welche Lektionen, welche Familiengeschichten müssen wir für unsere Kinder bewahren? Was würden wir in vergleichbarer Lage tun? Und: Wie wappnen wir uns?